1994 machte der Konsum in Grambow dicht, doch jetzt gibt es wieder eine Einkaufsmöglichkeit in der 680-Einwohner-Gemeinde
Jens Weiberg ist der erste Kunde. Zwei Schachteln Zigaretten hat er gekauft. „Das hätte ich sonst nebenan in Wittenförden gemacht“, sagt der 47-Jährige. „Einkaufen, wo ich Zuhause bin“, steht mit Kreide auf einer Tafel geschrieben. Das ist der Slogan des Dorfladens. „Ich finde es prima, dass ich jetzt hier einkaufen kann“, sagt Jens Weiberg, der seit 17 Jahren in der Gemeinde wohnt. Und nicht nur er findet das gut. Seit 20 Minuten ist der Laden geöffnet, und das halbe Dorf scheint sich in dem kleinen Geschäft umzusehen. Vom Apfel bis zur Zahnpasta, dazu ein Hermes-Paketshop – mehr als 1000 Artikel gibt es jetzt hier zu kaufen. Endlich, sind sich die Gäste am Eröffnungstag einig.
1994 hatte der Konsum dichtgemacht. Klein war er, aber er hatte die Waren, die viele Bewohner des Dorfes zum täglichen Leben brauchten und schnell um die Ecke besorgen konnten. „Jetzt hat es 20 Jahre gedauert, bis wieder ein kleiner Laden seine Türen aufgemacht hat“, sagt Paul-Wilhelm Todt. Der 70-Jährige ist Vorsitzender des Fördervereins Grambow und Vorstandsmitglied der Genossenschaft „Unser Dorfladen“ Grambow. Todt und viele Mitstreiter haben maßgeblich Anteil daran, dass wieder ein Laden in dieser ländlichen Region entstanden ist. „Aber es war ein weiter Weg“, sagt der Pensionär. 2009, als das Projekt „Kunst für das Dorf – Dörfer für die Kunst“ in Grambow durchgeführt wurde, fragten die Künstler die Menschen, was das Leben in ihrem Dorf noch lebenswerter machen würde. „Ein Dorfladen“, war die Antwort vieler. Ein Denkanstoß, der in der Gemeinde auf fruchtbaren Boden stieß. Der Förderverein Grambow gründete sich, es wurden Zuschüsse beantragt, mit deren Hilfe erste Bedarfsanalysen erstellt werden konnten. Lohnt es sich, ein Dorfzentrum mit Laden in dem rund 680-Seelendorf zu bauen ? „Ja“, lautete das Ergebnis der Analysen. Eine Anschubfinanzierung von 50 000 Euro konnte von einem Programm der Robert-Bosch-Stiftung gewonnen werden. Die insgesamt rund 280 000 Euro für den Ladenaus- und anbau im Dorfgemeinschaftshaus wurde dann aus Fördertöpfen des EU-Leader-Programms für die Entwicklung des ländlichen Raums, aus dem Innenministerium des Landes MV sowie durch einen Gemeindeanteil in Höhe von rund 20 000 Euro zusammengetragen. Todt: „Um den Laden aber betreiben zu können, haben wir die ,Unser Dorfladen‘ Grambow-Genossenschaft gegründet. Diese hat jetzt 60 Mitglieder, die insgesamt 70 Anteile á 200 Euro gekauft haben.
Der Laden ist da, doch das Dorfleben soll sich im Dorfzentrum noch weiter entwicklen. „Wir wollen gerne Kulturveranstaltungen, Info-Abende oder Fahrdienste anbieten“, sagt Paul-Wilhelm Todt. Ehrgeizige Pläne. Aber in Grambow gibt es viele engagierte Bürger – und die haben bewiesen, dass sich mit langem Atem und großem Einsatz viel bewegen kann.
Die Kasse klingelt und die Mitarbeiterinnen haben viel zu tun. „Es wäre schön, wenn das auch so bleiben würde“, sagt Paul-Wilhelm Todt. Das hoffen alle, die zur Eröffnung gekommen sind – und wieder dort einkaufen können, wo sie Zuhause sind.